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2022-06-18 16:39:34 By : Mr. Davis Zhou

Die Nasa hat in der Kapsel "Cygnus" einen Brandsatz gezündet. Es handelt sich um das bislang größte Feuer, das von Menschen im Weltall ausgelöst wurde.

Feuer an Bord einer Raumstation ist eine der größten Katastrophen für die Astronauten im All - und gar nicht so unwahrscheinlich. In der ISS etwa durchziehen endlos lange Kabel sämtliche Module, Hunderte elektrische Systeme und Anlagen sind dauerhaft in Betrieb, Mikrowellen-Öfen werden in Experimenten eingesetzt. Ein Kabelbrand ist jederzeit möglich.

An Bord der russischen Station MIR ist am 23. Februar 1997 ein Sauerstoffgenerator in Flammen aufgegangen. Der deutsche Astronaut Reinhold Ewald musste sofort reagieren - und es gelang ihm, den Brand schon nach 90 Sekunden zu löschen. Doch damit war das Problem noch nicht behoben: Giftige Rauchgase schwebten durch die Module - eine Raumstation lässt sich schließlich nicht lüften. 45 Minuten kämpften die Raumfahrer noch mit den lebensgefährlichen Dämpfen.

Kein Wunder, dass die Nasa wissen will, wie sich ein Brand in der Schwerelosigkeit entwickelt und welche Materialien wie lange den Flammen widerstehen können. Denn schon in früheren Experimenten hatte sich herausgestellt, dass sich Feuer an Bord einer Raumstation anders verhält als auf der Erde. Es bildet beispielsweise eine wabernde Flamme in Form einer Kapsel rund um den brennenden Gegenstand und breitet sich in alle Richtungen aus.

Doch wie groß und wie heiß die Flammen werden, wie schnell sich der Brand ausbreitet, welche Rauchgase entstehen, ist bislang unbekannt. Also entschied man sich dafür, im All zu zündeln. Und damit dabei nicht die Astronauten in Gefahr geraten, wurde das Feuer in einem unbemannten, abgekoppelten Raumtransporter gezündet.

Am Dienstag wurde die Kapsel von der ISS abgedockt, etwa fünf Stunden später - und in sicherer Entfernung von der internationalen Raumstation - löste die Nasa das Feuer aus. Getestet wurde zunächst das Brandverhalten von SIBAL, einer Mischung aus Fiberglass und Baumwolle. Ein rund 100 auf 40 Zentimeter großes Stück musste zeigen, wie es auf die Flammen reagiert. High-Speed-Kameras dokumentierten den Brand, Sensoren zeichneten die Daten auf.

In einem weiteren Experiment wurde ein Gemisch in Brand gesetzt, das aus neun unterschiedlichen Materialien besteht, die in der ISS routinemäßig verwendet werden - etwa für die Raumanzüge der Astronauten, aber auch für Teile der Struktur wie Plexiglas, Containermaterial oder Silikonverbindungen.

Die Materialmenge ist so gewählt, dass jeder Brand nach rund 20 Minuten von selbst wieder erlöscht - hoffen die Nasa-Techniker. Danach werden die aufgezeichneten Daten zur Auswertung an das Glenn Research Center gefunkt.

Nach den Brandexperimenten im Orbit hat der Raumtransporter dann seine Aufgabe erfüllt. Am Mittwoch soll er planmäßig beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre über dem Pazifik verglühen.