Angel- und Fischteiche haben zu wenig Sauerstoff

2022-09-23 22:10:50 By : Ms. Shelly Xu

Mindestens zweimal in diesem Sommer ist die Feuerwehr zu Angelseen im Kreis ausgerückt. Nicht um zu löschen oder zu retten, sondern um das Wasser umzuwälzen und ihm in diesem heißen und trockenen Sommer mehr Sauerstoff zuzuführen. Für einen Fischzüchter vom Heuberg werden Hitze und Wassermangel mittlerweile sogar existenzbedrohend.

Angler und Fischzüchter sind froh, dass nun der Herbst kommt und es endlich kühler und feuchter geworden ist. Fischzüchter Wolfgang Rutha aus Wehingen hat größte Sorgen: „Es ist ganz fatal. Es gibt nicht mehr genug frisches Wasser“, berichtet er gegenüber unserer Zeitung; „ich kann die Menge von Fischen nicht mehr ziehen. Ganze Gewässer kippen.“

„Es wird Jahr für Jahr schlechter“, stellt Rutha fest. Das Wasser für seine Zuchtteiche kommt aus dem Harresbach von Obernheim herunter, und wurde früher durch mehrere Quellen ergänzt – die aber mittlerweile alle versiegt seien. Damit seine Forellen noch genug Frischwasser bekommen, muss er die Teiche mit Sauerstoff belüften – was entsprechend Strom kostet und ins Geld geht. „Forellen sind da ganz empfindlich und brauchen viel Sauerstoff“, weiß er.

„In meinen besten Jahren habe ich 22 Tonnen Fisch ausgeliefert. Jetzt schaffe ich es gerade auf zwei Tonnen.“ Die zunehmende Wärme und Trockenheit sind dabei aber nur ein Mosaiksteinchen. Verschärft wird seine Situation durch Corona und dessen wirtschaftliche Folgen: „Früher habe ich 55 Lokale und Vereinsheime mit Forellen beliefert. Jetzt sind es noch zwei.“ Viele hätten wegen Corona aufgehört, oder wegen des akuten Personalmangels.

Rutha selbst würde sein Geschäft gerne weiterführen. Schließlich existiert es seit 40 Jahren in nunmehr zweiter Generation und die Fischzucht Rutha habe sich einen guten Namen gemacht, weit über den Heuberg hinaus.

Die Sorgen der Angelvereine sind da noch relativ gering. In Denkingen etwa haben sich Anfang August sechs Maschinisten der örtlichen Feuerwehr zum Riedbachweiher aufgemacht, um dem Angelsportverein (ASV) auszuhelfen: Durch die andauernde Hitze waren alle Zuläufe zum Weiher ausgetrocknet. Die vereinseigenen Umwälzpumpen reichten nicht aus, um dem Weiher genügend Sauerstoff zuzuführen. Mit den beiden Feuerwehrpumpen konnten rund 2400 Liter Wasser in der Minute umgewälzt werden.

„Das war aber mehr eine Vorsichtsmaßnahmen“, betont Thomas Betting, der Gewässerwart des ASV Denkingen. Die Umwälzanlage hat der Verein in Eigenregie vor etwa fünf Jahren eingebaut, damit das sauerstoffreiche Oberflächen- und das sauerstoffarme Tiefenwasser vermischt werden und keine „toten Zonen“ entstehen.

Das Umwälzen kann die Sauerstoffzufuhr und damit die Situation für die Fische etwas verbessern. Kreisbrandmeister Andreas Narr

„In heißen Sommern kommt es immer mal wieder vor, dass die Feuerwehr bei der Umwälzung von stehenden Gewässern gerne hilft“, sagt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Tuttlingen, Benjamin Fritsch. „Die Umwälzung findet durch sogenannte Tragkraftspritzen statt, bei denen das Wasser aus dem Gewässer angesaugt und direkt über Strahlrohre wieder zugeführt wird. Solche Gerätschaften gehören zu den Standards bei den Feuerwehren. Dieses Jahr ist es mir persönlich nur aus Deilingen und Denkingen bekannt.“

„Das Umwälzen kann die Sauerstoffzufuhr und damit die Situation für die Fische etwas verbessern“ ergänzt Kreisbrandmeister Andreas Narr. „Das Ganze erfolgte meist im Zuge notwendiger Übungen.“

Viele der kleinen Quellen, die dem Denkinger Teich frisches Wasser zugeführt haben, seien versiegt. Betting vermutet, dass neben der Trockenheit auch die intensive Landwirtschaft dazu beigetragen hat, die mit schwerem Gerät Quellzuflüsse abgedrückt haben könnte.

Der Angelverein Spaichingen-Dürbheim wiederum hat das Glück, dass sein Fischteich zwischen Dürbheim und Weilheim in einer Senke liegt, wo es relativ kühl ist und auch ein Lüftchen weht. Beides ist für den ausreichenden Sauerstoffgehalt wichtig: „Kühleres Wasser nimmt mehr Sauerstoff auf, als warmes Wasser“, weiß Eckhard Branscheid. Er ist Gewässerwart des Vereins.

Außerdem brauchen die Fische, die im Dürbheimer Teich schwimmen, wie etwa Karpfen oder Schleien, als sogenannte „Friedfische“ nicht so viel Sauerstoff wie die beweglichen „Raubfische“ wie Hecht oder Forelle, die Jagd auf andere Fische machen. Im Frühjahr werden zwar auch im Dürbheimer Angelteich gelegentlich Forellen eingesetzt; die seien dann aber bis Mai abgefischt.

Wie die meisten Fischteiche der Region ist auch der bei Dürbheim kein natürlich entstandenes Gewässer, sondern künstlich angelegt. Der See ist etwa zwei bis zweieinhalb Meter tief. So lange, wie Branscheid jetzt Gewässerwart des Vereins ist – rund 15 Jahre – habe es kein „Fischsterben in irgendeiner Form“ gegeben. „Wenn so etwas vorkommt, dann meistens aufgrund von Einträgen von außerhalb, etwa aus der Landwirtschaft.“

Jetzt, da es wieder kühler geworden ist und es häufiger Niederschläge gibt, entspanne sich die Situation ohnehin, so Branscheid. „Aber das sollte es natürlich nicht geben, dass wir noch mehr solche heißen und trockenen Sommer haben.“