Astronauten-Anwärterin Suzanna Randall: Wollen die ersten deutschen Frauen im All sein | Abendzeitung München

2022-05-14 05:26:06 By : Ms. Coco Coco

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AZ-Interview mit Suzanna Randall: Die Astrophysikerin ist 1979 geboren und arbeitet in Garching bei der ESO (European Southern Observatory). Ihr Schwerpunkt: die Evolution der Sterne. Ihr Traum: als erste Deutsche ins All fliegen - die private Initiative "Die Astronautin" könnte es ermöglichen.

AZ: Frau Randall, Matthias Maurer ist gerade erst von der ISS zurückgekehrt. Wie gerne wären Sie an seiner Stelle gewesen? SUZANNA RANDALL: Natürlich hätte ich mir gewünscht, an seiner Stelle zu sein. Ich hätte mich auch gefreut, wenn es eine deutsche Frau gewesen wäre, die endlich ins All geflogen wäre.

Zwölf Deutsche waren schon im All. Darunter keine einzige Frau. Ärgert Sie das? Ich finde es frustrierend und ehrlich gesagt auch ein bisschen peinlich. Deutschland hat mit zwölf Männern schon viele Astronauten gestellt - dass noch keine Frau dabei war, ist unverständlich und sendet ein schlechtes Zeichen an junge Mädchen und Frauen. Deutschland hat die schlechteste Gender-Balance im Weltraum von allen Ländern der Welt.

Woran liegt's? Es gab in der Vergangenheit schon deutsche Frauen, die trainiert haben, aber dann nie geflogen sind. Traditionell kommen Astronautinnen und Astronauten aus den Bereichen Luftfahrt und Naturwissenschaften und in diesen Bereichen sind Frauen in Deutschland unterrepräsentiert.

Die private Initiative "Die Astronautin", an der Sie teilnehmen, will das ändern. Allerdings war der ursprüngliche Starttermin schon für 2020 anvisiert. Woran hapert es und wie ist der aktuelle Stand? In der Raumfahrt sind zwei Jahre Verspätung nichts. Denken Sie an das "James-Webb-Teleskop", es startete mit zehn Jahren Verspätung. Aber bei "Die Astronautin" hapert es ganz klar an der Finanzierung. Wenn die staatlichen Instanzen es nicht hinbekommen, eine Frau ins Weltall zu schicken, müssen wir das selbst in die Hand nehmen. Und damit auch die Finanzierung. Das gestaltet sich schwierig, gerade auch mit den zwei Corona-Jahren und nun mit dem Krieg. Russland ist ein großer Player in der Raumfahrt. Die Lage ist zur Zeit sehr unübersichtlich, und die Investoren sind vorsichtig.

Wie viel Geld braucht man, um eine Person ins All zu bringen? Unsere geplante Mission dauert zehn bis 14 Tage und würde ungefähr 50 Millionen Euro kosten.

Unvorstellbar viel, oder? Für eine Privatperson ist das unglaublich viel Geld. Für ein Land wie Deutschland ist das nicht unstemmbar, wenn man es wirklich möchte.

Sie sind eine der zwei Finalistinnen und damit sehr nah dran am All-Traum. Wann wissen Sie endlich, ob Sie die Auserwählte sind? Insa Thiele-Eich und ich trainieren zusammen und sind auch gut befreundet. Der Konkurrenzkampf ist nicht das Vorherrschende. Für uns ist jetzt erst einmal das Ziel, die Finanzierung zu stemmen. Im zweiten Schritt wird es ein Komitee geben, das letztendlich entscheidet, wer die erste Wahl ist und wer als Backup fungieren wird.

Was machen Sie, wenn es für Sie nicht klappt? Nochmal bei der Esa bewerben oder Elon Musk oder Jeff Bezos anfragen, die sich auch in der privaten Raumfahrt positionieren? Wir möchten sowieso mit SpaceX von Elon Musk fliegen, das ist unser Plan A und daran halten wir nun erst einmal fest. Ich habe in der Zwischenzeit auch schon andere Projekte begonnen, etwa Wissenschaftsvideos für TerraX. Gerade schreibe ich ein Wissenschaftsbuch; zwei Kinderbücher "Unser Weg ins Weltall" und "Abenteuer Raketenstart" zusammen mit Insa sind schon erschienen. Es wird also nicht langweilig. Dazu kommt: Wenn unser Flug klappt und eine von uns beiden fliegt, ist die Backup-Astronautin trotzdem weiterhin involviert und wird wahrscheinlich diejenige sein, die mit der Astronautin im All kommuniziert. Die Mission wäre also nicht auf einmal vorbei.

Die Ausbildung durchlaufen Sie beide zusammen, etwa in einer Höhle, in der Sie die Dunkelheit und Abgeschiedenheit trainieren sollten. Was war bisher am schwierigsten? In der Höhle war die Abgesondertheit mit einem kleinen Team von vier Höhlenforschern und uns zwei Astronautinnen psychologisch sehr interessant. Es war zwar kalt und nass, aber das hält man aus. Das Schwierigste war für mich bisher das Training in einer Druckkammer. Dabei wurde der Sauerstoff immer weiter herausgepumpt. Dann wurde die Sauerstoff-Zufuhr abgetrennt. Ich habe vor diesem Training schon schlecht geschlafen und hatte die Vorstellung, dass ich wie in einem Horrorfilm nach Luft schnappen würde.

Wie war es wirklich? Am Ende war es okay. Es ging darum, zu sehen, wie der Körper auf diese Grenzerfahrung reagiert. Nach etwa 30 bis 45 Sekunden hat sich die Sicht langsam verändert. Ich wurde sehr, sehr müde. Ich habe gemerkt, dass ich bewusstlos werden würde. Dann habe ich den Knopf gedrückt und bekam wieder Sauerstoff.

Sie sind auf der Erde sehr sportlich unterwegs: Gleitschirmfliegen, Bergsteigen, Tauchen zählen zu Ihren Hobbys. Gibt es etwas beim All-Flug, vor dem Sie dennoch Angst haben? In den Weltraum zu fliegen, ist auf jeden Fall gefährlich. Start und Landung sind die risikoreichsten Teile der Mission. Da werde ich sicherlich auch leicht angespannt dasitzen (lacht). Ich bin kein Adrenalin-Junkie, ich achte schon darauf, dass alles passt, und Sicherheit ist mir wichtig.

Sie sind Wissenschaftlerin - was würden Sie auf der ISS gern erforschen, wenn es denn klappt? Ich bin Astrophysikerin, aber da wir die ersten deutschen Frauen im All sein wollen, wird das Wichtigste für die Wissenschaft sein, dass wir medizinische Forschung betreiben. Männer- und Frauenkörper reagieren hier unterschiedlich. Ein Beispiel: 30 Prozent der männlichen Astronauten büßen in der Schwerelosigkeit an Sehkraft ein. Bei Frauen scheint das nicht der Fall zu sein, aber noch hat man nicht genügend Probandinnen.

Wie fühlt es sich an, zu wissen, man könnte die erste Deutsche im Weltraum sein und damit auch wichtige Daten liefern? Es wäre eine riesige Verantwortung - aber cool! (lacht) Ich fände es schön, eine Pionierin sein zu dürfen. Ich will auch nicht die erste und einzige deutsche Frau bleiben. Die Idee dahinter ist, dass mir viele Frauen nachfolgen werden.

Sie versuchen jetzt schon, mehr Menschen für Wissenschaft zu begeistern. Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2022 haben Sie eine Wettaktion gestartet. Meine Wette war, dass ich innerhalb einer Woche 250 Fragen für die Wissenschaft sammeln wollte. Schon ein paar Tage vorher war das Ziel geschafft. Die Gewinner habe ich am Donnerstag in einem persönlichen Treffen in Garching kennengelernt.

Warum sollte uns alle die Forschung im All interessieren? Wie wirkt sich das auf unser aller Leben aus? Die Raumfahrt beeinflusst unser aller Leben allein schon in den Bereichen Telekommunikation, Navigation und so weiter. Ich finde es aber auch wichtig, dass sich Menschen Fragen außerhalb des alltäglichen Lebens stellen. Woher komme ich? Woher kommt die Erde? Was ist um uns herum?

Sie erforschen die Evolution der Sterne. Welche Frage würden Sie selbst gerne lösen? Gibt es eine zweite Erde? Es wäre ein absoluter Traum für mich, Leben auf einem fremden Planeten zu entdecken. Dabei ist mir wichtig zu sagen: Das könnte niemals als Entschuldigung dafür herangezogen werden, dass wir unseren Planeten zerstören. Wenn es eine Erde 2.0 gibt, wäre diese viel zu weit entfernt, um sie erreichen zu können.

Mehr zum Wissenschaftsjahr: wissenschaftsjahr.de und zur Initiative "Die Astronautin": dieastronautin.de