Brandbekämpfung: Feuer auf See: Das ist bei einem Brand zu tun | YACHT

2022-09-09 22:03:13 By : Ms. Jenny Zhan

An Bord bricht ein Brand aus und die Crew ist auf sich allein gestellt? Wie Sie im Notfall reagieren und welche Maßnahmen Sie schon präventiv ergreifen sollten

Ein Brand auf See ist für Segler ein Albtraum. Die Crew in Lebensgefahr und das Schiff nur noch ein Wrack, wenn sich das Feuer nicht löschen lässt. Auch die Bilder ausgebrannter Schiffe schockieren: von modernen Kunststoffyachten bleibt meist nicht mehr als ein geschmolzener Haufen Plastik. Glücklicherweise ist von brennenden Yachten entlang der Küste eher selten zu hören.

Die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache: 14-mal fuhr die DGzRS allein 2014 Einsätze für Sportboote, auf denen Feuer ausgebrochen war; die Retter-Kollegen der KNRM in den Niederlanden gar 30-mal. Da klingt zunächst nach wenig, doch bei im Schnitt drei Besatzungsmitgliedern, befanden sich somit immerhin gut 130 Menschen in Lebensgefahr. Warum brennt es immer wieder auf Yachten?

"An Nummer eins steht sicher die Pantry", sagt Wolfgang Behnk, technischer Leiter des Ausbildungszentrums der DGzRS in Neustadt und selbst Segler. "Das sind dann oft Gardinen, die Feuer fangen, oder Pfannen beim Braten – Kleinigkeiten mit großen Auswirkungen." Behnk weiter: "Natürlich ist auch die Gasanlage ein Problem. Da gibt es Schiffe, auf denen ist die seit Jahren nie angeschaut worden. Ist ja nicht vorgeschrieben. Das kann dann zu Leckagen führen. Und daraus resultiert irgendwann eine Explosionsgefahr!"

Auf Platz zwei folgt die Antriebsanlage. "Auch Dieselkraftstoff kann brennen, wenn er heiß genug ist. Zum Beispiel, wenn er auf den noch ungekühlten Teil des Auspuffs tropft. Dann reicht schon ein Funke, und es brennt", warnt der Techniker. In der Regel seien es jedoch Benzinmotoren, die eine größere Brandgefahr darstellen. Undichte Kraftstoffleitungen oder Vergaserdichtungen erzeugen brennbare Gemische. Das gilt übrigens auch für Außenbordertanks oder -kanister, die in der Backskiste stehen.

Als drittgrößte Brandgefahr sieht Behnk die Elektrik auf Yachten, speziell wenn sie älteren Datums ist. Das habe zwei Gründe. Behnk: "Mit der Zeit werden immer mehr Geräte nachgerüstet. Dann fließen auf einmal Ströme durch Leitungen, die vom Querschnitt dafür nicht geeignet sind. Passen die Sicherungen, ist das noch nicht schlimm. Oft wird dann aber die defekte Sicherung einfach durch eine größere ersetzt, schon ist das Problem da." Ferner könnten im Laufe der Jahre Kabel infolge von Korrosion regelrecht zerfressen werden. Dadurch nehme der Querschnitt ab, es entstehe ein erhöhter Widerstand im Kabel. Die Sicherung löse nicht aus, da die Ströme dafür nicht hoch genug seien. Allerdings sei das Kabel zu dünn. Die Folge, so Behnk: "Es erwärmt sich, und es kann zum Brand kommen."

Zu guter Letzt weiß der Experte von ei­nigen Brandgefahren, die von zu Hause bekannt sind: "Kerzen, die vergessen werden, oder auch Zigaretten im Bett." Egal ob durch offenes Feuer oder Elektronik ausgelöst: Fangen Teile der Yacht Feuer, bleiben meist nur wenige Sekunden zum Löschen. Daher sollte der Prävention größte Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Im Motorraum treffen Hitzeentwicklung, brennbare Flüssigkeiten, Vibrationen und Elektrik zusammen, und das gut gekapselt. Damit erhöht sich das Risiko für einen Kabelschaden oder gelöste Verbindungen beträchtlich. Die Elektrik kommt in den gängigen Kontrollschemata aber selten vor, oder sie wird auf die Funktion der Signalleuchten reduziert. Die sagt aber nichts über den Zustand der stromführenden Leitungen zwischen Generator und Akkus aus. Daher sollte man die Kabelanschlüsse der Lichtmaschine in den Prüfzyklus von Ölstand und Kühlwasser regelmäßig einbeziehen.

"Feuer treten oft erst nach längeren Motorlaufzeiten auf, wenn beispielsweise an einem flauen Wochenende mehrere Stunden lang nach Hause motort wird", berichtet Ole Pietschke von Pantaenius. Das spricht für Undichtigkeiten im Kraftstoffsystem, die erst bei vollständig durchgewärmter Maschine problematisch werden. Diesel gerät nicht leicht in Brand. Im direkten Kontakt mit dem Auspuffkrümmer erreicht der Kraftstoff aber zündfähige Temperaturen.

Klassische Brandszenarien in der Pantry sind hinter dem Herd vergessene Geschirrtücher und Küchenrolle oder Pfannen mit überhitztem Fett. Derartige Feuer werden in der Regel sofort entdeckt, was die Chancen auf erfolgreiches Bekämpfen erhöht. Feuerlöschdecke und Löschspray sind die Mittel der Wahl, da sie schnell einsatz­bereit sind und keine oder nur geringe Folgeschäden erzeugen. Ein beträchtliches Risiko geht zudem von unsachgemäß installierten und schlecht gewarteten Gasanlagen aus. Selbst wenn Unfälle verhältnismäßig selten sind, die Folgen einer Explosion sind umso verheerender. Die professionelle Prüfung der Gasanlage alle zwei Jahre kostet nicht die Welt und sollte obligatorisch sein.

Wie und womit ein Feuer am besten gelöscht wird, hängt davon ab, was in Brand geraten ist. Deshalb sind auf den Löschern sogenannte Brandklassen angegeben. An Bord sind die Klassen A für glutbildende Stoffe wie Holz, B für brennbare Flüssigkeiten wie Diesel und Benzin sowie F für Fette relevant. Letztere können nicht mit Wasser gelöscht werden und sollten per Löschdecke oder Spray bekämpft werden. Die übrigen Brände lassen sich am universellsten mit ABC-Pulver löschen. Das ist Segen und Fluch zugleich: günstig, lange haltbar und effektiv. Beim Einsatz dringt das extrem feine Pulver in jede noch so kleine Fuge. Dadurch lassen sich Brände gut bekämpfen, die Folgeschäden sind aber auch beträchtlich. Das salzhaltige Pulver greift Metalle an und kann selbst Monate nach dem Brand zum Komplettausfall der Bord­elektrik und -elektronik führen.

Feuerwehrmann Holger Flindt, Brandschutzexperte bei Pantae­nius, empfiehlt daher für den Einsatz im Motorraum, auf CO2-Löscher zurückzugreifen. Das Gas verdrängt den Sauerstoff und stoppt die Flammen, ohne Rückstände zu hinterlassen. Im Idealfall wird es durch eine Löschöffnung, Fire Port genannt, eingesprüht, ohne die Verkleidung zu öffnen. Auf diese Weise gelangt kein Sauerstoff an den Brandherd, und das Gas kann nicht zu schnell entweichen. Nachteil von CO2: Es kühlt den Brandort kaum. Glutnester können daher erneut aufflammen, sobald wieder Sauerstoff vorhanden ist. Zudem besteht Erstickungsgefahr. Diese Probleme gibt es beim Einsatz von Löschschaum nicht. Er legt sich als Schicht über den Brandherd und kühlt stark. Anders als Pulver oder Gas breitet sich der Schaum aber nicht als Wolke aus. Daher ist es mit einem Schaumlöscher kaum möglich, den Motorraum nur durch eine Löschöffnung komplett abzudecken.

Das beste Löschmittel nützt aber wenig, wenn es im Notfall nicht erreichbar ist. Daher sollten die Löscher gut zugänglich an Bord verteilt werden, und zwar im Vorschiff und in der Nähe des Niedergangs. Damit nicht erst im Qualm gesucht werden muss, wenn Schwaden aus dem Niedergang dringen, sollte zudem mindestens ein weiterer in die Backskiste. Wichtig: Die Löscher dürfen nicht von Fendern, Segelsäcken oder anderer Ausrüstung blockiert werden. Und jeder an Bord sollte wissen, wo sich sie sich befinden und wie man sie aktiviert. Im Ernstfall entscheiden Sekunden über Erfolg oder Misserfolg der Brandbekämpfung. Hat sich der Entstehungsbrand in ein ausgewachsenes Feuer verwandelt, ist mit Bordmitteln und ohne professionellen Atem­schutz kaum noch etwas zu retten. Die Chancen, einen Brand schnell in den Griff zu bekommen, lassen sich durch Übung deutlich steigern. Entsprechende Kurse vermittelt in Deutschland beispielsweise die örtliche Feuerwehr.

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