Obwohl die Jahre 2020/21 von der Corona-Pandemie gezeichnet waren, haben Investments im Healthcare-Bereich zugenommen. Um die Digitalisierung sowie die Forschung und Entwicklung im Gesundheitssektor voranzutreiben, ist auch in den nächsten Jahren mit signifikanten Investitionen zu rechnen.
Der Pharma-, Medizin- und Biotech-Sektor verzeichnete laut Finanzmarktplattform Dealogic im Jahr 2021 einen Sprung des Transaktionsvolumens von 44,8 Milliarden im Vorjahr auf 113,3 Milliarden Euro. Dies belegt: Auch in Krisenzeiten ist die Gesundheitsbranche attraktiv. Denn deren Dienstleistungen und Produkte sind grundlegend, die Einnahmen bei vorhersehbaren Kosten stabil und der regulatorische Rahmen in Bezug auf Anforderungen und Preise positiv.
Gleichzeitig werden in absehbarer Zeit signifikante Investitionen notwendig sein. Denn Digitalisierung, Forschung und Entwicklung einschließlich der Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) und Daten, der Aufbau einer (Telematik-)Infrastruktur und die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen flächendeckenden Versorgung bieten die größten Chancen für Investoren.
Um eine flächendeckende medizinische Versorgung sicherzustellen, müssen v. a. ländliche Regionen für Ärzte attraktiv gestaltet und die Betreuung durch digitale Angebote wie telemedizinische Diagnose-Tools ergänzt werden. Auf diesen Bedarf reagieren Private-Equity-Investoren, also Investoren, die mit außerbörslichem oder privatem Beteiligungskapital investieren, wie auch ausländische strategische Investoren, indem sie eine Buy-and-Build-Strategie verfolgen und MVZ(Medizinisches Versorgungszentrum)-Netzwerke aufbauen.
Standesvertretungen und einzelne Vereinigungen von Medizinern sehen Entstehungen von MVZs nicht-ärztlicher Investoren jedoch kritisch. Ihr Argument: Die Renditeerwartungen, der zeitliche Horizont für ein Investment und die Verbindlichkeiten aus Finanzierungen könnten einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung entgegenstehen. Ein vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebenes Gutachten fand keinerlei Indizien dafür.
Das Interesse von Investoren an Laboren und Pathologien wurde durch die Pandemie erhöht. Die Investments erfolgen teilweise im Rahmen von Buy-and-Build-Strategien mit Fokus auf Einzel- bzw. Gemeinschaftspraxen. 2021 gab es auch Transaktionen größerer Laborketten. Der Investor Antin Infrastructure Partners verkaufte seine Beteiligung an der Amedes-Gruppe an Omers Infrastructure, einen kanadischen Infrastruktur-Investmentmanager, die New Yorker Goldman Sachs Asset Management und die französische AXA IM Alts.
Für Aufmerksamkeit sorgte auch der Börsengang der Laborkette Synlab Ende April 2021. Insbesondere durch die von Synlab ausgewerteten Covid-Tests stiegen der Umsatz vor Börsengang um etwa 38 und der operative Gewinn um etwa 65 Prozent. Einige waren jedoch skeptisch, ob Synlab das gute Ergebnis auch nach der Pandemie halten könne. Die bisher größte europäische Private-Equity-Transaktion dürfte der Verkauf der Unilabs-Gruppe von den britischen Fonds Apax IX Fund und Apax Europe VI Fund an A.P. Møller Holding A/S sein.
Bereits vor Beginn der Covid-19-Pandemie schuf Deutschland die rechtlichen Grundlagen für die Telemedizin einschließlich der Videosprechstunde und deren Erstattung durch private und öffentliche Kostenträger. Auch die öffentliche Zulassung von medizinischen Apps wurde vorgesehen. Die praktische Umsetzung hat sich während der Pandemie stark beschleunigt. Die Zahl der Videokonsultationen, elektronischen Rezepte sowie Fernbehandlungen und -beratungen nimmt zu. Daher wurden die früheren Beschränkungen für die Vermarktung von Fernkonsultationen und -behandlungen z. T. aufgehoben. Mittlerweile wurden 30 digitale Anwendungen (DiGA) durch das BfArM vorläufig oder dauerhaft in das DiGA-Verzeichnis aufgenommen.
Investitionen in telemedizinische Start-ups erfolgen zunächst noch durch Venture-Capital-Investoren. Die Entwicklung dürfte sich fortsetzen und auch in den Bereichen digitale Diagnostik und KI ansteigen. Kürzlich veröffentlichte die in München gegründete integrierte Gesundheitsplattform Wellster Healthtech den Abschluss einer weiteren Finanzierungsrunde in Höhe von 60 Millionen Dollar.
Vieles spricht dafür, dass der medizinische und medizintechnische Bereich auch in den nächsten Jahren Investoren anziehen wird. In einzelnen Segmenten wird Private Equity allein deshalb notwendig sein, um hohe Entwicklungskosten zu stemmen. Die Sorge, Finanzinvestoren könnten Renditeziele über die Versorgungsqualität stellen, dürfte unberechtigt sein, da der Erfolg eines Produktes oder einer technikgestützten Dienstleistung von deren Qualität abhängt.
Dr. Nadine Hartung und Dr. Stephan Rau sind Partner der Kanzlei McDermott Will & Emery in München. (Bilder: McDermott Will & Emery)
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