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2022-09-16 21:45:00 By : Mr. xinsheng hao

Die Anzahl der Menschen mit einer Herzschwäche wird in Deutschland auf rund vier Millionen geschätzt. Die Krankheit sollte keinesfalls unterschätzt werden: Jährlich sterben mehr als 40.000 Betroffene daran. Forscher*innen haben eine neue Methode gefunden, mit der die gefährliche Krankheit behandelt werden kann.

Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz untersuchte im Jahr 2020 die Herzgesundheit von 5.000 Menschen aus Würzburg. Die Forscher*innen kamen zu einem überraschenden Ergebnis: Rund 60 Prozent der Studienteilnehmer*innen wiesen Vorstufen einer Herzschwäche auf. Dies bedeutet, dass sie mindestens einen bekannten Risikofaktor haben. Beispiele für solche Faktoren sind Bluthochdruck, Diabetes oder starkes Übergewicht. Überraschend festgestellt werden konnte, dass auffallend viele junge Menschen gefährdet waren, ohne, dass sie einen der bekannten Risikofaktoren aufwiesen. Letzteres weist darauf hin, dass es noch weitere Risikofaktoren gibt, die bisher noch nicht als solche bekannt sind.

Bei einer sogenannten Herzinsuffizienz handelt es sich um eine ernste Erkrankung des Herzens. Hast du eine Herzschwäche, werden Organe wie das Gehirn und die Nieren, aber auch die Muskeln nicht mehr optimal mit Blut versorgt. Ihnen fehlen Sauerstoff und Nährstoffe. Verursacht wird die Unterversorgung durch eine bei der Krankheit eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Herzens: Es kann nicht mehr ausreichend Blut durch den Körper pumpen. Es kommt häufig zu einem Rückstau in den Venen, wodurch sich Wasser im Gewebe ansammeln kann. Die sogenannten Ödeme bilden sich vorwiegend in den Füßen und an den Knöcheln. Ein Lungenödem kann sogar lebensgefährlich werden. Die ersten Symptome einer Herzschwäche sind oft unspezifisch. So kannst du beispielsweise zu Beginn feststellen, dass deine Leistungsfähigkeit nachlässt, du dich leichter erschöpft fühlst und/oder Atemnot verspürst. Während die Atemnot als klassisches Symptom zu Beginn der Erkrankung erst nur bei starker Belastung eintritt, verspürst du sie bei fortschreitender Herzinsuffizienz bereits bei leichter Aktivität wie dem Spazierengehen. In weit fortgeschrittenem Stadium wird die Atemnot bereits bei Ruhe verspürt. Als weitere Symptome können ein beschleunigter Puls sowie Atem, Husten, Rasselgeräusche beim Atmen, kalte Finger, Füße und Beine, nächtlicher Harndrang und ein Schwindelgefühl auftreten. Während die Symptome bei einer chronischen Herzschwäche sich eher anschleichen, treten sie bei einer akuten Insuffizienz plötzlich auf. Innerhalb nur weniger Minuten bis Stunden kommt es zu einer stark eingeschränkten Herzfunktion. Typische Symptome, die auf eine akute Insuffizienz hinweisen, sind stechende Schmerzen in der Brust, Herzrasen oder -rhythmusstörungen, eine sich im Liegen verschlimmernde Atemnot, Angstgefühle, geschwollene Beine, eine kalte, schweißige oder blasse Haut, ein abfallender Blutdruck sowie eine Bewusstseinseintrübung. Schlimmstenfalls kann es zu einer Bewusstlosigkeit kommen.

Eine akute Herzschwäche ist ein Notfall. Es sollte sofort der Notruf gewählt werden. Vermutest du bei dir eine chronische Herzinsuffizienz, solltest du sofort einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Je schneller eine Herzschwäche erkannt und behandelt wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass der Krankheitsverlauf eingedämmt und die Lebensqualität erhalten werden kann. Bei der Diagnose wird die Insuffizienz, je nach bisherigem Fortschritt, in eines von vier Stadien eingeteilt. Letztere werden auch NYHA-Stadien, nach der New York Heart Association, genannt. Mit der richtigen Therapie gilt eine Herzschwäche derzeit als gut behandelbar, jedoch nicht als heilbar.

Heutzutage wird zur Behandlung der Erkrankung in der Regel die medikamentöse Methode gewählt. Ein belgisches Forschungsteam suchte in dem Bereich nach einer neuartigen Methodik, mithilfe derer eine Herzinsuffizienz noch besser behandelt werden kann. Die neue Methode wurde in einer Pressemitteilung des Belgischen Kompetenzzentrums für das Gesundheitswesen beschrieben. Insgesamt wurden für die Studie 519 Patient*innen mit einer Herzschwäche aus 27 verschiedenen belgischen Krankenhäusern untersucht.

Die neue Behandlungsmethode basiert auf einer Kombination aus harntreibenden Medikamenten, den sogenannten Diuretika. Ziel der Medikamente ist, dass das Wasser aus dem Gewebe im Körper herausgeschwemmt wird. Die entwässernde Wirkung der Diuretika entlastet das Herz bei seiner Arbeit. Grund hierfür ist, dass die Wassereinlagerungen im Bindegewebe beim Herzen reduziert werden. Je nachdem, in welchem Stadium sich die Erkrankten befinden, kommen überdies sogenannte Aldosteronantagonisten, auch kaliumsparende Diuretika genannt, zum Einsatz. Diese Medikamente weisen eine noch stärker entwässernde Wirkung auf.

Eine Hälfte der untersuchten Patient*innen bekam ein herkömmliches Diuretikum, kombiniert mit einem Placebo. Die andere Gruppe erhielt ebenfalls ein herkömmliches Diuretikum, jedoch in Kombination mit Acetazolamid. Letzteres wird derzeit hauptsächlich bei der Behandlung von erhöhtem Augeninnendruck beim Grünen Star verwendet. 

Die Forscher*innen konnten feststellen, dass diejenigen, welche beide Diuretika erhielten, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von 46 % überschüssige Flüssigkeit ausschieden. Infolgedessen konnten die Betroffenen das Krankenhaus früher verlassen als jene, die das Placebo erhielten.

Bisher bekannt ist bereits, dass herkömmliche Diuretika bei einer Behandlung von Herzschwäche eingesetzt werden können. Vermutet wurde von Fachkundigen außerdem schon, dass eine Kombination verschiedener Medikamente bessere Ergebnisse erzielen könnte. In der Forschung gab es bisher jedoch kaum konkrete Untersuchungen und Studien, welche sich auf Kombinationsmöglichkeiten konzentrierten. Damit stellen die neuen Ergebnisse der Forschungsgruppe einen Durchbruch dar.

Ein großer Vorteil der getesteten Behandlungsstrategie ist dem Forschungsteam zufolge, dass diese leicht anwendbar, arm an Nebenwirkungen und kostengünstig sei. Grund dafür, dass das Diuretikum Acetazolamid derzeit sehr preiswert zu erwerben ist, liegt darin, dass die Patente abgelaufen sind.

Rund vier Millionen Menschen haben in Deutschland eine Herzinsuffizienz. Bei der Behandlung werden von medizinischem Fachpersonal je nach Fortschritt der Erkrankungen verschiedene Medikamente verordnet. Ein belgisches Forschungsteam konnte nun feststellen, dass eine Kombination aus einem herkömmlichen Diuretikum mit Acetazolamid bei der Behandlung von Herzschwäche beeindruckende Ergebnisse erzielt. Da die Behandlungsmethode leicht anzuwenden, preiswert und nebenwirkungsarm ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zukünftig bei Erkrankten genutzt wird, relativ hoch.

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