Vor der Küste von Essex hat das Start-up Drift Energy einen Katamaran getestet, der während der Fahrt grünen Wasserstoff produziert. Für die Zukunft ist eine ganze Flotte dieser mobilen Kraftwerke geplant.

Er benötigt nur ausreichend Wind, dann gleitet der Drift-Katamaran mit bis zu 30 km/h über die englische See, und ein unter der Wasseroberfläche angebrachter Propeller treibt einen Generator an. Der damit erzeugte Strom wiederum wird zur Elektrolyse genutzt, das heißt zur Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Wie The Times berichtet, wurden während der ersten Testfahrt vor knapp einer Woche mit dieser Methode sechs Liter grüner Wasserstoff ohne jegliche Emissionen erzeugt. Der Katamaran hätte sogar 60 Liter Wasserstoffgas erzeugen können, wenn es auf dem Schiff einen größeren Tank gegeben hätte. Mit dieser Menge lässt sich genug Energie erzeugen, um zehn bis 20 Smartphones aufzuladen.

Nach dem erfolgreichen Test plant Ben Medland, Gründer und Chef von Drift Energy, zunächst eine größere Variante des Segelboots: Von derzeit 5,5 Meter Länge soll das nächste Modell auf knapp 40 Meter anwachsen und in der Lage sein, bis zu 250.000 Liter Wasserstoff pro Stunde zu erzeugen. Medland hofft, in der Zukunft eine ganze Flotte von unbemannten Energie-Segelbooten auf den Weltmeeren fahren zu lassen. Mit dem erzeugten Wasserstoff könnten Containerschiffe auf hoher See betankt oder der Wasserstoff konventionell mit Tankerschiffen oder Pipelines an Land gebracht werden.

Aber warum Segelschiffe und der Umweg über Wasserstoff zur Strom- und Energieerzeugung, anstatt Solar- oder Windkraftwerke zu nutzen? Weil laut Berechnungen der Londoner Softwarefirme Faculty die Drift-Segelboote wesentlich effektiver seien, sagt Medland. Gemessen wird dies mit dem sogenannten Nutzungsfaktor, also der Zeit, in der eine Vorrichtung Energie erzeugt. Dazu nutzt das Drift einen Algorithmus, der mit künstlicher Intelligenz arbeitet, und erzielt während einer sieben Tage dauernden Fahrt einen Wert von 72,5 Prozent. Im Vergleich dazu soll eine Windkraftanlage auf hoher See 39 Prozent erreichen, Windräder an Land 26 Prozent und Solaranlagen in England nur 9 Prozent. Den hohen Wert der Drift-Segelboote erklärt Medland damit, dass die Schiffe sich in Bereichen der Ozeane befinden, wo besonders starke und anhaltende Windströmungen herrschen.

Neben einem größeren Segelboot muss Drift Energy jedoch an einem weiteren Problem arbeiten: Für den Test hatte der Katamaran sauberes Trinkwasser für die Wasserstofferzeugung an Bord. Für größere Mengen Wasserstoff muss jedoch das Wasser über eine Entsalzungsanlage aus Meerwasser gewonnen werden, die zusätzliche Energie benötigt.

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